Die Stadt Ramat Gan feierte Anfang Mai ihren 90. Geburtstag und hatte aus diesem Anlass ihre Städtepartner zu einer „Sister Cities Conference“ vom 06. bis 10. Mai 2012 eingeladen. Aus 9 Partnerstädten: Barnet England, Wroclaw Polen, Szombathely Ungarn, Quindao und Shenyang China, Phoenix, Arizona, USA – und aus Weinheim, Main-Kinzig Kreis und Kassel waren Delegationen angereist.
Eine besondere Einladung erging an den Vorsitzenden der Deutsch-Israelischen Gesellschaft AG Kassel, und es war natürlich eine große Ehre für mich, an dieser großartigen Veranstaltung teilnehmen zu dürfen. Erklären lässt sich diese Einladung damit, dass unsere Arbeitsgemeinschaft vor nunmehr 23 Jahren am Zustandekommen einer Partnerschaft zwischen Ramat Gan und Kassel sehr großen Anteil hatte. Lange vor 1990 unterhielten wir – auch mit Hilfe des bis vor kurzem bestehenden Vereins „ehemaliger Kasseläner in Israel“, dessen damaliger Vorsitzender Ernst Freudenthal zeitweise in Ramat Gan wohnte vielfältige Kontakte, insbesondere auch im sportlichen Bereich. In all den Jahren hat die DIG freundschaftliche Beziehungen zu den Menschen in Ramat Gan gepflegt. Wir haben die Stadt bis heute immer wieder mit Reisegruppen besucht, wertvolle Freundschaften sind entstanden, und es ist immer wieder eine Freude, wenn wir in Kassel Freunde aus Ramat Gan begrüßen und entsprechend betreuen dürfen. Schön, dass man all das mit dieser Einladung gewürdigt hat.
Das Programm dieser Festtage war vielfältig. Wir besuchten die „Ramat Shikma Kindergärten“, wo z.B. in einem nur Kinder mit sozialen oder emotionalen Problemen aufgenommen werden und von 0 – 8 Jahren individuelle Betreuung erfahren, wo für jedes einzelne Kind ein eigener Plan erstellt wird, um auch dieses so weit wie möglich im Leben voran zu bringen. (Es gibt in Ramat Gan übrigens 170 Kindergärten). In der „Netaim Elementary School“, wo 600 Schüler der 1.- 8. Klasse 41 Stunden in der Woche unterrichtet werden, gab es von den Kindern eine perfekt einstudierte Tanzvorführung und in der „Blich- High-School“, wo für 2.000 Schüler immerhin 200 Lehrer zur Verfügung stehen, spielte eine Jazzband, unterstützt von 2 unglaublich perfekten (Schüler) Sängerinnen, für uns. Besichtigt haben wir auch das „Shiba-Hospital“, das bereits in 1948 – bestehend aus mehreren Baracken – als englisches Militär-Krankenhaus existierte, und das sich bis heute zum zweitgrößten Hospital von ganz Israel entwickelt hat, und wir besuchten der Welt größte Diamanten-Börse mit ca. 20.000 Mitarbeitern weltweit!
Ein Tag war Jerusalem vorbehalten, wo natürlich der Schwerpunkt auf dem Besuch von Yad Vashem lag. An einem Abend gab es ein unglaubliches Open-Air-Konzert. Zu Ehren der verschiedenen Delegationen wurden Musikwerke aus den jeweiligen Ländern gespielt so z.B. für Phönix USA „Summertime“ aus Porgy and Bess von Gershwin oder für Deutschland von Beethoven den 1. Satz Nr.5 Op.67 – ein bewegendes Ereignis für mehrere tausend Menschen unter nachtblauem Himmel und bei herrlich warmen Temperaturen.
Zu meiner größten Freude spielte dann auch noch am letzten Abend zum „Farewell Dinner“ das Kinder-Mundharmonika-Orchester Ramat Gan unter Leitung von Alex Reiss zwei mitreißende Stücke. Im Programm war ein Auftritt des Orchesters nicht vorgesehen, und wie das Alex Reiss, mit dem ich einige Tage zuvor privat zu Abend gegessen hatte, hinbekommen hat, wird wohl sein Geheimnis bleiben. Das waren bis ins Letzte gut organisierte, erlebnisreiche Tage. Ein besonderer Dank geht an den Oberbürgermeister von Ramat Gan, Zvi Bar, der bei fast allen Veranstaltungen und Besuchen mit zugegen war und dessen warmherzige Art mir in Erinnerung bleiben wird, an Rafi Philippson, die „rechte und linke Hand“ des OB., an Moshe Meron, „der Mann für ausländische Angelegenheiten“ , an die Damen des Rathauses Iris, Lily und Amalia, die stets alles sicher im Griff hatten, aber auch an alle anderen, die zu diesem außergewöhnlichem Ereignis beigetragen haben.
Manfred Oelsen